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Ein besonderer musikalischer Genuss
Zwei unterschiedliche Stücke von großen Meistern unterschiedlicher Musikepochen standen im Mittelpunkt des mit „Holz, Blech und Metall“ überschriebenen Sommerkonzerts, das die Bigband des Albert-Schweitzer Gymnasiums unter Leitung von Corinna Just in der Johanneskirche zum Besten gab.
Johann Sebastian Bach (1685–1750), dessen Werke sowohl Höhepunkt als auch Vollendung des Barock sind, steuerte Präludium und Fuge in h-Moll BWV 544 dazu bei, eines seiner bekanntesten und beliebtesten Stücke. César Franck (1822–1890) markiert als Begründer der „französischen Schule“ auch eine Grenze, nämlich die zwischen der Spätromantik und dem musikalischen Impressionismus des 19. Jahrhunderts. Für das Konzert wurde sein Choral No. 2 in h-Moll ausgewählt.
Zwei Grundlagen
Tobias Wolber, Musiklehrer, Organist und Arrangeur, hatte es sehr reizvoll gefunden, der „Königin der Instrumente“ noch Querflöte, Klarinette, Saxofon, Trompete, Posaune und Tuba hinzugesellen zu lassen. Nach seinen Ideen befragt, gibt er Einblick in seine Gedankengänge: „Die Bearbeitungen haben zwei Grundlagen: zunächst der Klang der jeweiligen Passage für sich und im Kontext des ganzen Werkes, wie ich es mir in meinem Kopf vorstelle, und dann der Tonumfang und Schwierigkeitsgrad für die jeweiligen Instrumente und Spieler. Es ist alles so geschrieben, dass es für die aktuellen Spieler der Bigband gut machbar ist.“
Schon Bachs Präludium und Fuge h-Moll wurden eindrucksvoll dargeboten. Das „Vorspiel“ glänzt vor allem dadurch, dass reichhaltige rhythmische Motive dominieren. Es beginnt mit einem langsamen Sechsachtel-Takt. Zwei Stimmen gleich am Anfang dringen besonders ins Ohr. Bachs Meisterschaft zeigt sich an der Vielfalt seiner Mittel: Ruhige Achtel- und schnelle 32tel-Noten wechseln ab, und Synkopen sorgen dafür, dass sich der Taktschwerpunkt verlagert.
Auch die Harmonik ist als Höchstmaß bachscher Kompositionsweise anzusehen. Der dunkle, traurige Charakter des zuvor dominierenden h-Moll ändert sich in sein Gegenteil, da nach etwa zwei Dritteln in die heitere, feierlich-strahlende Parallel-Tonart D-Dur gewechselt wird. „Eine sehr passende Stelle für unsere Blechbläserinnen und Blechbläser“, merkt Tobias Wolber an.
Die Fuge beginnt mit einem neutral wirkenden Thema, ehe sie sich in drei gleich lange Teile gliedert. Ein mehrstimmiger Mittelteil folgt auf die klassische Exposition. Abwechslung ist auch da wieder geboten, indem nach eher getragenen Passagen kräftig und strahlend ein zweites Thema erscheint, ein völlig neuer Charakterzug.
Auch César Francks Choral ist durch musikalische Vielschichtigkeit gekennzeichnet: Nach einem „klassischen“ Beginn sind immer wieder neue Melodien zu hören. Beinahe himmlisch wirkt eine Passage hoher Flöten und der Orgel. Erst in strenger Form, aber stetig freier gestaltet, taucht das Thema in allen instrumentalen Gruppen auf. Lautstärke und Intensität steigern sich immens, ehe der „Flöten-Himmel“ den klingenden Abschluss bringt.
Tobias Wolber an der Orgel, assistiert von Martha Matysiak, ist ein außerordentliches Arrangement gelungen, zu dem die 17 jungen Musizierenden unter Leitung von Corinna Just überzeugend beigetragen haben, was auch der große Applaus beweist. Marissa Abrudan, Marie Bräuninger, Anna Ziegler (Querflöte), Magdalena Bög, Alexandra Maier, Lea Mayer (Klarinette), Lorena Hilka, Leonora Rudorf (Saxofon), Theodor Börner, Simon Brand, Johanna Matysiak, Tim Steinbrenner, Matthias Tausch, Paul Ziegler (Trompete), Samuel Moser, Florian Ott (Posaune) und Karola Schwarz (Tuba) ermöglichten in stetiger musikalischer Kommunikation mit der Orgel sowohl im Zusammenspiel einzelner Instrumentalgruppen als auch in gemeinschaftlichen Tutti einen ganz besonderen musikalischen Genuss.
(Artikel aus dem HT von Hans-Peter König)